"Daran darf ich bloß nicht denken!"


“Mensch, daran darf ich bloß nicht denken” oder, “ Daran solltest du nicht denken!”

Das sind Sätze, die ich oft höre, wenn das Thema Fleisch/Tierprodukte und das damit einhergehende Thema der Massentierhaltung aufkommt. Die meisten wissen um die Massentierhaltung (mehr als über 90% der Tierprodukte stammen von dort) und was mit Nutztieren passiert. Der Ausdruck “da darf ich bloß nicht daran denken” zeigt mir, dass sich bei den SprecherInnen ein Gefühl regt. Ein Gefühl, eine Ahnung, daß da etwas nicht stimmt wie wir mit Tieren umgehen. Das führt zu schlechtem Gewissen, das man aber schnell verdrängen möchte. Man möchte lieber nicht tiefer in die Gedanken und Gefühlskette einsteigen.

Aber warum nicht? Was wäre die Konsequenz, wenn man weiterdächte? Man könnte dem Impuls nachgehen und mehr Informationen darüber sammeln und stiege somit mehr in die Thematik ein und könnte anfangen viele Dinge, die scheinbar normal sind, zu hinterfragen. Das kann einerseits befreiend sein, wenn man sich eigene Gedanken macht und nicht einfach mit der Masse mitschwimmt. Andererseits ist es aber auch schmerzhaft, weil man dann sieht, was man die ganze Zeit verdrängt hat oder worüber man sich bisher einfach keine Gedanken gemacht hat.

“Daran darf ich bloß nicht denken” zeigt, daß es wert wäre nachzuhaken. Es macht mich traurig, wenn sich bei Menschen Mitgefühl regt, das sie aber schnell wieder verdrängen wollen. Mitgefühl ist nicht sinnlos, sondern zeigt, dass mir jemand am Herzen liegt. Ich finde das schön. Wenn mir jemand sagt “Daran darfst du nicht denken” (an das Leid der Tiere) so sagt mir der oder diejenige, daß Mitgefühl etwas Negatives ist, daß ich stark sein soll (wieso überhaupt?) So als gebe es keine Alternative zu dem bisherigen Verhalten. So als wären wir gezwungen weiterhin das gewalttägige Verhalten gegenüber nichtmenschlichen Tieren zu unterstützen.

Aber es gibt eine Alternative, nämliche diejenige, zu sagen “ Da mache ich nicht mehr mit”, denn wir müssen nicht so weitermachen. Wir richten unser Handeln nach unserem Mitgefühl und unseren Erkenntnissen- handeln also kongruent. Wenn wir es aus Bequemlichkeit verdrängen, aus Unsicherheit oder weil wir weiterhin an unserem Kalbsschnitzel festhalten geht das zu Lasten derer die darunter leiden, nämlich den über 7 Millionen Nutztieren, die alleine in Deutschland ausgenutzt und getötet werden.   

Das schmerzhafte Gefühl, wenn man angefangen hat tiefer einzusteigen bleibt aber trotzdem, weil noch viel zu wenige Menschen sagen “Da mache ich nicht mehr mit”           


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