"Man muss doch nicht gleich übertreiben"


Also, man muss doch nicht gleich übertreiben. Alles in Maßen…” – das sind Aussagen, die ich ab und zu höre, wenn es um die vegane Lebensweise geht. Es erscheint übertrieben, völlig auf Tierprodukte zu verzichten und wie der so genannte gesunde Menschenverstand nun mal sagt, sollte alles in Maßen geschehen- ein nicht zu viel von Diesem, ein nicht zu wenig von Jenem. Dabei wird aber vergessen, was den “echten” Veganismus auszeichnet. Die 1944 gegründetet  Vegan Society of England definiert den Veganismus folgendermaßen:


"Veganismus ist eine Lebensweise, die versucht - soweit wie praktisch durchführbar - alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeiten an leidensfähigen Tieren für Essen, Kleidung und andere Zwecke zu vermeiden; und in weiterer Folge die Entwicklung und Verwendung von tierfreien Alternativen zu Gunsten von Mensch, Tier und Umwelt fördert. In Bezug auf die Ernährung bedeutet dies den Verzicht auf alle Produkte, die zur Gänze oder teilweise von Tieren gewonnen werden.


Es geht den ethisch motivierten VeganerInnen also nicht um Ernährung an sich- sie leben nicht vegan, weil sie ihre Neurodermitis loswerden wollen oder weil es in der Gesellschaft gerade ein Ernährungstrend ist.

Wenn ich den Satz höre “also, man muss ja nicht gleich übertreiben” muss ich tatsächlich innerlich etwas schmunzeln, weil mir dann, zugegebenerweise eine polemische Äußerung, bzw. Gedanke dazu einfällt. Wenn mir jemand sagen würde:


“So, ab sofort höre ich auf, meine Kinder und meine Frau zu schlagen, denn es erscheint mir nicht in Ordnung Schwächere zu unterdrücken und Gewalt auszuüben”, so wäre es absurd zu antworten:

Also Mensch, Peter (sorry an alle Peter, ihr seid natürlich nicht per se gewalttätig), jetzt mach doch mal halblang. Du musst doch nicht gleich übertreiben. Es würde doch reichen, wenn du.... sagen wir mal, einen gewaltfreien Freitag einführst. Einmal in der Woche nicht schlagen wäre doch ein Anfang…”



Sorry, wie gesagt etwas polemisch. Aber es fühlt sich komisch an, wenn ich gegen Gewalt und Ausbeutung bin und mir jemand entgegnet, es nicht zu übertreiben.   


Also, was unseren Umgang mit “Nutztieren” betrifft, finde ich, können wir nicht genug übertreiben.


Share by: